Selbstmord

Thema des Monats Juni 2015

Wenn ein naher Angehöriger sich das Leben nimmt, dann bringt einen das an die Grenze der Belastbarkeit. Der plötzliche Tod, dieses Trauma, löst die unterschiedlichsten Reaktionen aus, so wie man es noch nie erlebt hat.

Anfangs reagiert man häufig mit nicht wahrhaben wollen, so als ob man einfach aussteigen kann, dass alles nicht wahr ist. Vielleicht reagieren Sie mit heftigen Gefühlsausbrüchen, mit Schmerz, Panik, oder Sie fühlen sich wie betäubt, innerlich leer und stumpf. Darüber hinaus zeigt Ihnen Ihr Körper, dass Sie aus dem Gleichgewicht geraten sind. Sie können Beschwerden haben, die Sie so nicht kennen: Schlafstörungen, können kaum essen, oder haben Heißhunger, frieren oder schwitzen, haben Kopf-, Magen- oder Rückenschmerzen.

Allmählich nehmen Sie dann wahr, dass der Angehörige nicht mehr zurück kommt. Die Folge ist Verzweiflung, Einsamkeit und Schmerz. Oder aber auch Unverständnis und Wut, dass er Sie zurückgelassen hat.

Vielleicht zermartern Sie sich den Kopf, was Sie falsch gemacht haben, wie Sie es hätten verhindern können.

Der Selbstmord bringt so Ihr Fundament ins Wanken und Sie beginnen, an sich zu zweifeln.

Überwiegend ist es so, dass nach dieser Phase so allmählich eine Neuorientierung beginnt und der Schmerz nicht mehr so anhaltend und stark empfunden wird. Irgendwann, und dies ist zeitlich nicht festzulegen, haben Sie Ihr Leben wieder neu eingerichtet und empfinden Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit.

In der ersten Zeit ist es wichtig, dass Sie sich Zeit geben, jeden Tag so gut es geht bewältigen. Lassen Sie Ihre Trauer zu. Akzeptieren Sie die Gefühle, so wie sie auftreten. Die Gefühle werden nicht endlos andauern, Sie werden auch nicht verrückt dabei. Für den Augenblick ist alles in Ordnung, Sie befinden sich in einer extremen Ausnahmesituation. Treffen Sie keine besonderen Entscheidungen, lassen Sie sich Zeit.

Vielleicht haben Sie sich von Ihrem Bekanntenkreis zurückgezogen. Vielleicht haben sich Ihre Freunde von Ihnen zurückgezogen, weil diese Angst vor Ihrer Trauer haben. Auch hier gilt, lassen Sie sich Zeit. Nehmen Sie Kontakte wahr, so wie Sie können. Die wichtigen Menschen werden einschätzen können, warum Sie manchmal abrupt wieder gehen werden. Hilfreich kann eine Trauerbewältigungsgruppe sein. Hier kann man sich mit Betroffenen austauschen und muss sich nicht verstellen.

Wenn Sie überhaupt nicht zur Ruhe kommen, wenn die Erinnerung an die belastende Situation immer wieder auftaucht, wenn Sie sich sozial zurückziehen, wenn Sie interesse- und teilnahmslos sind, können Sie sich an einen Psychotherapeuten wenden. Sie haben mit einer Therapie die Möglichkeit, Ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken, ohne dass sie beurteilt werden. Dies ist dann der Weg, Ihre traumatische Erfahrung zu verarbeiten.