Apallisches Syndrom (Wachkoma)
Thema des Monats September 2013
Das apallische Syndrom ist ein Krankheitsbild, das durch schwerste Schädigung des Gehirns hervorgerufen wird. Dabei kommt es zu einem funktionellen Ausfall der gesamten Großhirnfunktion oder größerer Teile, während Funktionen des Zwischenhirns, Stammhirns und Rückenmarks erhalten bleiben.
Ein apallisches Syndrom ist immer Ausdruck einer schweren Schädigung des Gehirns. Meistens ist es ein Schädel-Hirn-Trauma oder ein Sauerstoffmangel als Folge eines Herzkreislaufstillstandes, die dazu führen. Ein Schlaganfall, eine Hirnhautentzündung, Hirntumore, neurodegenerative Erkrankungen wie der M. Parkinson können aber auch dazu führen.
Folgende Erscheinungen gelten als typisch:
Schlaf- / Wachrhythmus bleibt erhalten, keine bewusste Wahrnehmung, Automatismen, schwimmende oder hin- und hergehende Augenbewegungen, Tetraspastik. Auf Ansprache erfolgt keine Zuwendung, auf erschreckende Geräusche allenfalls eine verzögerte Abwendung. Auf Berührung der Lippen können diese wie greifend zu der Berührung hin geöffnet werden, die Zähne können einen dazwischengeschobenen Gegenstand zubeißend festhalten. Die Aufhebung der Wahrnehmungsfähigkeit bedeutet, dass diese Patienten ihre Erkrankung nicht als Leidenszustand erleben. Ein mögliches Verziehen des Gesichtes auf Schmerzreize ist demnach als subkortikal generierte mimische Reaktion und nicht als bewusste Schmerzempfindung zu werten.
Das Vollbild eines apallischen Syndroms entwickelt sich allmählich nach einem meist längerdauernden Koma, kann nur wenige Stunden dauern oder Jahre anhalten. Je länger ein apallisches Syndrom besteht, umso schlechter werden die Aussichten auf Besserung.
Nach Verlaufsuntersuchungen sind die Besserungsaussichten eines posthypoxischen (also Sauerstoffunterversorgung nach Reanimation) apallischen Syndromes nach 3 – 6 Monaten und diejenigen eines posttraumatischen (Hirnschädigung als Unfallfolge) apallischen Syndromes nach 6 – 12 Monaten sehr ungünstig.
In manchen Ländern wird die weitere Besserung nach einem Beobachtungszeitraum von 3 – 6 – 12 Monaten für hinreichend unwahrscheinlich angesehen, um eine Begrenzung der Therapie bis zum Absetzen von Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr zu diskutieren. In Deutschland gibt es diesen Automatismus nicht.
Bestandteil der Behandlung von Apallikern ist die PEG (perkutane endoskopische Gastrostomie), bei der die Ernährungsflüssigkeit über eine Sonde direkt in den Magen gelangt. Zur Ableitung des Urins ist ein Blasenkatheter erforderlich. Um die Atemwege frei zu halten, erhält der Pat. meistens eine Trachealkanüle (eine Kanüle in den Hals direkt in die Luftröhre). Gerade in der ersten Zeit ist die unterstützende Arbeit von Logopäden, Ergotherapeuten und Krankengymnasten erforderlich.