Vorhofflimmern 2

Thema des Monats März 2023:

Vorhofflimmern, eine Form der Herzrhythmusstörungen, lässt sich mittels Katheter-Eingriff sicher und effektiv behandeln. Mittlerweile stehen dazu mehrere Techniken zur Verfügung, die je nach Patientin oder Patient verschiedene Vorteile mit sich bringen können. Seit der Einführung einer neuen Kathetertechnik, der „Pulsed-Field-Ablation”, werden nun am Zentrum für Herzrhythmusstörungen des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) alle aktuellen Verfahren angeboten. Für die Patienten bedeutet das: Das Behandlungsteam kann je nach Art der Rhythmusstörung, bei Vorschäden am Herzen oder Bedarf einer 3D-Abbildung der Herzanatomie aus mehreren gut etablierten Techniken die passende auswählen. Bei der Pulsed-Field-Ablation werden die krankhaften Rhythmussignale aus den Lungenvenen über kurze Stromimpulse dauerhaft abgeblockt, empfindliches Gewebe in unmittelbarer Nachbarschaft wird dadurch jedoch nicht beeinträchtigt oder geschädigt. …
Vorhofflimmern als die häufigste Rhythmusstörung ist an sich nicht lebensgefährlich, erhöht aber das Risiko für einen Schlaganfall und kann eine bestehende Herzschwäche verschlimmern. Aus diesem Grund sollte die Rhythmusstörung früh und effektiv behandelt werden. Auslöser des Vorhofflimmerns sind fehlerhafte elektrische Impulse aus dem Bereich der Lungenvenen, die die regelmäßige elektrische Aktivität und Kontraktion der Herzvorhöfe durcheinanderbringen. Die Pumpfunktion der Herzvorhöfe ist in der Zeit des Flimmerns stark herabgesetzt. Es können sich dann gefährliche Blutgerinnsel bilden, die später mit dem Blutstrom ausgeschwemmt werden und einen Schlaganfall auslösen können. …
Neben medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten ist die elektrische Isolation der Lungenvenen eine sehr effektive Methode zur Therapie des Vorhofflimmerns. Bei den gängigen Verfahren wird diese Isolation durch eine präzise Hitze- oder Kälteverödung (Ablation) im Rahmen eines Kathetereingriffs vorgenommen. Dabei entsteht Narbengewebe zwischen Vorhof und Lungenvene, so dass die fehlerhaften elektrischen Impulse der Lungenvenen den Vorhof nicht mehr erreichen können. Das Flimmern kann dann nicht mehr angestoßen werden. Beim neuen Verfahren der Pulsed-Field-Ablation kommen statt Hitze oder Kälte kurze Stromimpulse mit einer hohen Spannung von rund 2.000 Volt zum Einsatz. Die genaue Spannungsstärke, Dauer und Frequenz der Impulse sorgen dafür, dass ausschließlich die Herzmuskelzellen im Zielbereich absterben und so das gewünschte Narbengewebe gebildet wird. …
Mit dem neuen Verfahren ist das Heidelberger Zentrum für Herzrhythmusstörungen bislang die einzige Klinik im Rhein-Neckar-Kreis, die alle verfügbaren Ablationstechniken bei Vorhofflimmern (Cryo-Ballon, Radiofrequenz-Ballon, Radiofrequenzkatheter und Pulsed-Field-Ablation) anbietet. Die größere Auswahl hat Vorteile für die Patienten: „Wir können so unsere Behandlungsstrategien flexibel an das Ergebnis der vorangehenden Ultraschalluntersuchung und spezielle Herzerkrankungen unserer Patienten anpassen”, ergänzt Professor Dr Norbert Frey, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie. Liegen möglicherweise mehrere Ursachen für das Vorhofflimmern vor, die eine genaue Darstellung des betreffenden Gebiets erfordern? Ist das Herz z.B. nach einem Herzinfarkt vernarbt? Wurde bereits eine Katheterablation durchgeführt und die Lungenvene konnte mit der verwendeten Technik nicht vollständig isoliert werden? Jede der vier gängigen Verfahren hat unterschiedliche Stärken, die dann gezielt ausgespielt werden können. …

 

[aus einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg vom 03.03.2023