Heparin-induzierte Thrombocytopenie

Thema des Monats November 2011

Heparin-induzierte Thrombocytopenie (HIT) = Abfall der Blutplättchen bedingt durch eine Therapie mit Heparin.

Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine immun-vermittelte Erscheinung, die im Zusammenhang mit einer Heparin-Therapie auftritt. Heparin kennen die Meisten als „Bauchspritze“, die man erhält, oder die man sich selbst verabreicht, wenn man z.B. im Krankenhaus liegen muss oder einen Beingips trägt. In den letzten Jahren kommt diese Therapie gerade auch für ambulante Patienten immer mehr zum Einsatz. Man denke nur an die Vielzahl ambulant möglicher Operationen und das schnellere Entlassen aus der Klinik. Insofern ist an die HIT auch im ambulanten Bereich zu denken.

Das Problem ist, dass nicht nur die Zahl der Blutplättchen fallen kann, sondern dass es auch zu paradoxen thrombembolischen Ereignissen kommen kann. Damit sind Blutgerinnsel gemeint, die durchaus zum Verlust einer Extremität führen können, die Lungenembolien verursachen können und die somit potentiell lebensbedrohlich sein können.

Bei der Behandlung im ambulanten Bereich kommen Heparin-Fertigspritzen zum Einsatz. Hier liegt die Möglichkeit des Auftretens dieses Problems bei unter 1 %. Viele Patienten kennen auch die Heparin-Infusion (mit einem Perfusor), die in der Klinik immer wieder notwendig ist. Hier liegt die Auftretenswahrscheinlichkeit bei bis 5 %. Außerdem hängt das Risiko von der Grunderkrankung ab. Patienten nach größeren Operationen, insbesondere Hüftgelenksendoprothesen, haben ein höheres HIT-Risiko.

Es ist wichtig zu wissen, dass in der frühen Phase der Heparin-Behandlung (innerhalb von 4 Tagen) ein Abfall der Thrombocyten auftreten kann. Dieser schreitet nicht fort und ist harmlos (dies wird als HIT I) bezeichnet. Das Heparin kann dann auch weiter gegeben werden.

HIT II wird durch einen Autoantikörper hervorgerufen. Diese tritt typischerweise 5 – 14 Tage nach Heparingabe auf. Wenn der Patient innerhalb der letzten 3 Monate schon einmal Heparin erhalten hat, kann dies auch schon früher auftreten. Jeder Thrombocytenabfall auf weniger als 50 % des Ausgangswertes bzw. auf absolute Werte < 100 Thrombocyten / nl muss als HIT II angesehen werden. Die Antikörper sind durchaus nach 6 – 20 Tagen nach Beginn der Heparin-Therapie im Blut messbar.

In einem solchen Fall ist Heparin sofort abzusetzen. Auch in der Zukunft darf Heparin dann nicht mehr zum Einsatz kommen. Alternativ kann Orgaran oder Refludan gegeben werden. Eine Thrombocyten-Gabe hilft nicht.

Insofern gilt, dass man bei allen Thrombosen bzw. anderen Gefäßverschlüssen unter einer Heparin-Therapie an eine HIT denken muss. Außerdem sollten unter einer Heparin-Therapie regelmäßige Thrombocytenkontrollen erfolgen. Besonders wichtig (und damit engmaschig) sollte die Kontrolle bis zum 14. Tag erfolgen. Sie ist aber auch darüber hinaus erforderlich. Eine klare Empfehlung, in welchen Abständen, gibt es aber immer noch nicht. Sinn macht: alle zwei Tage bis zum 14. Tag, danach wöchentlich.