Reizblase

Thema des Monats April 2010

Pro Minute fließt ungefähr 1 Liter Blut durch beide Nieren. Am Tag werden ca. 180 Liter Primärharn gebildet, aber nur ca. 1 – 2 Liter werden als Endharn ausgeschieden. Die Harnblase hat ein Fassungsvermögen von ungefähr 800 ml. Die männliche Harnröhre hat eine Länge von 15 – 20 cm, die weibliche von 3 – 4 cm. Dies ist auch der Grund, warum Frauen häufiger Harnwegsinfektionen erleiden als Männer (Bakterien können leichter in die Harnblase aufsteigen und dort ansiedeln).

Die Harnblase ist innen durch ein sehr widerstandsfähiges Material ausgekleidet, durch das so genannte Blasenepithel. Danach folgen mehrere Muskelschichten, die so angeordnet sind, dass sie beim Zusammenziehen den gesamten Urin aus der Blase drücken können. Dazu kommt elastisches Bindegewebe, das dafür sorgt, dass die Form immer stimmt (ob groß und voll oder klein und leer).

Am Übergang zwischen Harnblase und Harnröhre findet sich ein ringförmiger Schließmuskel.

In der Blasenwand befinden sich so genannte Dehnungsrezeptoren, feine Messfühler, die den Dehnungszustand der Blasenwand über Nervenleitungen an unser Gehirn melden. Wenn ein bestimmter Grenzwert erreicht ist, meldet das Gehirn zurück, dass die Entleerung vorgenommen werden soll. Zu diesem Zeitpunkt schaltet sich das Bewusstsein ein.

Die Ursache für eine Störung in diesem sehr komplexen System kann z.B. ein erhöhter Spannungszustand in der Blasenmuskulatur sein. Dadurch spürt man selbst bei geringem Füllungszustand der Blase einen starken Harndrang. Das kann sogar so stark ausgeprägt sein, dass die Betroffenen den Urin nicht bis zur Toilette halten können und unfreiwillig Urin abgeht.

Eine andere Ursache kann ein Defekt in der Nervenübertragung sein. Man hat dann entweder ständig Harndrang, oder man merkt nicht, wenn die Blase voll ist.

Man geht davon aus, dass in Deutschland ca. 7,5 – 13 Millionen Frauen und Männer betroffen sind.

Mit Reizblase bezeichnet man einen Komplex verschiedener Symptome: plötzlicher, starker Harndrang mit oder ohne unwillkürlichen Urinverlust, häufiges Wasserlassen (auch nachts), manchmal Brennen oder sogar Schmerzen.

Wichtig ist, dass man andere Ursachen ausschließt (z.B. einen Harnwegsinfekt oder einen Tumor).

Folgende Ursachen können vorliegen:

  • Vorausgegangene Blasenentzündung mit nachfolgendem chronischem Reizzustand
  • Stress und andere Belastungen
  • Hormonmangel (bei Frauen kommt es bedingt durch die Wechseljahre zu einem Östrogenmangel. Das Östrogen hat eine aufbauende Wirkung auf die Blasenschleimhaut und schützt so vor Entzündungen und Reizzuständen. Bei einem Östrogenmangel fällt dieser Schutz weg.)
  • Chronische Reizungen durch die Mineralien und harnpflichtigen Substanzen des Urins
  • Neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose
  • Ohne erkennbare Ursache (wahrscheinlich am häufigsten)

Behandlungsansätze:

  • Sehr oft langwierig
  • Pflanzliche Präparate oft mit gutem Effekt
  • Kontinenztraining (u.U. mit einem Miktionstagebuch und Kontrolle der Trinkmenge)
  • Weitere Maßnahmen wie: Beckenbodentraining, Entspannungsverfahren, Stressmanagement, Akupunktur, Wärmeanwendungen
  • Behandlung der Inkontinenz mit so genannten Anticholinergika
  • Bestimmte Antidepressiva können auch die Aktivität der Blasenmuskulatur herabsetzen und einen positiven Effekt haben

Anwendung des Miktionstagebuchs:

Durch das Aufschreiben (Notieren jedes Toilettengangs, Trinkmenge, Harndrang, Harnmenge) wird einem viel bewusster, ob tatsächlich eine Störung vorliegt.

Eine normale Harnmenge wären ca. 300 – 400 ml. Versuchen Sie, den Harndrang so lange herauszuzögern, bis die gemessene Urinmenge jedes Mal ca. 300 ml beträgt. Es ist durchaus möglich, die bewusste Steuerung wieder zu erlernen.

Die meisten Menschen trinken zu wenig. Gerade Menschen mit Reizblase trinken aus Angst zu wenig. Dabei ist es so, dass ein stark konzentrierter Harn die Blasenschleimhaut reizt. Daher ist es gerade wichtig, die Blase mit viel Flüssigkeit durchzuspülen. Wenn man einige Tage das Protokoll geführt hat, weiß man relativ schnell, wie viel man trinken muss, damit „unten“ 1 – 1,5 Liter ankommen. In der Regel sind dies 2 Liter und mehr.

Sie sollten Ihren Arzt auf jeden Fall aufsuchen, wenn Ihre Blasenbeschwerden

  • durch Fieber und starke Schmerzen begleitet werden
  • trotz Behandlung schlechter werden bzw. sich über einen längeren Zeitraum (z.B. 6 – 8 Wochen) nicht bessern
  • in Verbindung mit Blut auftreten