Reanimation

Thema des Monats Juli 2013

Der Herzinfarkt ist eine der Haupttodesursachen in den Industrienationen. Man geht davon aus, dass es in Österreich und Deutschland etwa 300 Infarkte jährlich pro 100.000 Einwohner gibt (zum Vergleich: in Japan < 100; Mittelmeer, Schweiz, Frankreich < 200; 300 bis 400 in Skandinavien; 400 bis 500 in England, Ungarn). In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 280.000 Menschen einen Herzinfarkt. Laut Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes starben in Deutschland im Jahr 2003 fast 65.000, im Jahr 2004 fast 62.000 Menschen infolge eines akuten Herzinfarktes. Sowohl die absolute Anzahl der Sterbefälle infolge eines Herzinfarktes als auch die relative Häufigkeit sind in Deutschland seit Jahren stetig rückläufig. 2008 starben aber auch noch fast 57000 Menschen an einem Herzinfarkt.

Bei neu auftretender Angina pectoris (einem dumpfen, beklemmenden Engegefühl in der Brust, oder bei Schmerzen im Brustkorb, die in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer oder Oberbauch ausstrahlen können, oder bei erheblicher Luftnot) darf niemals in der Nacht auf den Morgen, niemals am Wochenende auf den Montag gewartet werden.
Die große Gefahr bei einem Herzinfarkt ist Kammerflimmern, eine Herzrhythmusstörung, bei der es innerhalb kürzester Zeit zum vollständigen Herzkreislaufversagen kommt.
Stellen Sie sich vor, vor Ihren Augen bricht jemand zusammen. Als erstes haben Sie auf allgemeine Lebenszeichen zu achten wie: Bewegungen, Husten, Schlucken, normale Atmung. Ist das Ergebnis, dass der Betreffende Kreislaufzeichen bzw. eine funktionierende Atmung hat, so bringen Sie ihn bei Bewusstlosigkeit in eine stabile Seitenlage. Hat er keinen Kreislauf bzw. keine Atmung, so setzen Sie einen Notruf ab (mit der 122) und beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Hierzu knien Sie sich ganz nahe neben den Patienten in Höhe des Brustkorbes und suchen mit der linken Hand den Rippenbogen. Am Rippenbogen entlang fahren Sie nach oben bis zum Brustbein. Drei Finger der einen Hand werden auf den unteren Brustbeinrand gelegt. Der Handballen der anderen Hand wird daneben in der unteren Brustbeinmitte (in der Regel Höhe zwischen beiden Brustwarzen als guter Orientierungspunkt) mitten auf das Brustbein gelegt, wobei der Handballen längs zum Brustbein (nicht quer) verlaufen soll. Die erste Hand wird auf die untere Hand gelegt (evtl. Hände ineinander verschränken), die Finger beider Hände sollten vom Brustkorb abgehoben werden. Der Druckpunkt sollte im oberen Bereich der unteren Brustbeinhälfte liegen. Anschließend beugen Sie sich über den Patienten, so dass Ihre Schultern über dem Brustbein des Patienten liegen. Beide Ellbogen durchstrecken, aus den Schultern heraus Druck auf das Brustbein des Patienten ausüben, so dass der Brustkorb des Patienten 4 – 5 cm eingedrückt wird (Drucktiefe). Dabei darauf achten, dass der Druck senkrecht erfolgt, ansonsten ist die Verletzungsgefahr für den Patienten erhöht und die Druckmassage ist nicht so effektiv. Nach der Kompression des Brustkorbs sollte der Druck so weit reduziert werden, dass der Brustkorb sich wieder in seine Ausgangsposition entfaltet, die Hand des Helfers aber gerade noch den Kontakt zum Brustkorb des Patienten behält – nicht die Hand von Brustkorb nehmen und die Position der Hand nicht ändern (da sonst der korrekte Druckpunkt erst wieder erneut aufgesucht werden muss). Die Frequenz der Druckmassage sollte 100/min betragen.

Eine neue Empfehlung ist die Möglichkeit, auf die Beatmung zu verzichten. Studien haben gezeigt, dass in den ersten zehn Minuten einer Reanimation die Beatmung nicht zwingend notwendig ist. Die Prognose von Patienten, die eine Herz-Lungen-Wiederbelebung mit oder ohne Beatmung erhielten, war in einer Studie mit etwa 500 Patienten gleich. Daher gilt die Empfehlung, dass bei starkem Widerwillen gegenüber der Beatmung besser auf die Beatmung verzichtet und nur eine Herzdruckmassage durchgeführt wird, anstatt gar keine Maßnahmen der Wiederbelebung durchzuführen. In allen anderen Fällen sollte die Beatmung weiterhin Bestandteil der Herz-Lungen-Wiederbelebung bleiben, da die Studienlage im Moment nicht ausreicht, um den Verzicht auf die Beatmung als generelle Empfehlung zu propagieren.

Mund-zu-Mund-Beatmung:
Den Kopf leicht nach hinten überstrecken, das Kinn anheben, die Nase fest mit zwei Fingern verschließen, mit den eigenen Lippen die Lippen des Opfers fest umschließen, langsam (über 2 Sekunden) Luft in die Lunge des Opfers blasen – solange, bis sich der Brustkorb des Opfers sichtbar hebt (nicht versuchen, das Maximum an Luft einzublasen, da sonst das Risiko einer Magenüberblähung und damit einer Aspiration wächst).

Mund-zu-Nase-Beatmung:
Den Kopf leicht nach hinten überstrecken, das Kinn anheben, den Mund fest verschließen, mit den eigenen Lippen die Nasenöffnung des Opfers fest umschließen, langsam (über 2 Sekunden) Luft in die Lunge des Opfers blasen – solange, bis sich der Brustkorb des Opfers sichtbar hebt.

Erfolgt eine Herz-Lungen-Wiederbelebung alleine, gilt: nach 30 Herzdruckmassagen werden zwei Mund-zu-Mund- (Mund-zu-Nase-) – Beatmungen durchgeführt, anschließend wieder Aufsuchen des korrekten Druckpunktes und erneut 30 Herzdruckmassagen. Die Herzdruckmassage sollte mit einer Frequenz von 100 / Minute erfolgen.
Auch bei der Zwei-Helfer-Methode gibt es eine neue Empfehlung: das Verhältnis von Herzdruckmassage und Beatmung ist 15:2 (früher 5:1), um möglichst viele Kompressionen in der Minute zu erreichen (nach jedem Wechsel zur Beatmung sinkt der Perfusionsdruck auf null und es werden erst einige Kompressionen benötigt, um wieder einen halbwegs brauchbaren Perfusionsdruck aufzubauen – daher sollte die Reihe der Kompressionen nicht ständig durch die Beatmung unterbrochen werden).
Es gibt immer wieder Fragen im Zusammenhang mit einer Reanimation, auf die ich noch eingehen möchte:

Kann man mit der Herzdruckmassage Schäden anrichten, wenn gar kein Herzstillstand vorliegt? Nein. In diesem Fall kommt der Betroffene wieder zu Bewusstsein und Sie können mit der Herzdruckmassage aufhören.
Ich habe Angst, dass ich dem Betroffenen eine Rippe breche. Natürlich kann es zu Rippenbrüchen kommen. Dies ist kein Fehler der Herzdruckmassage, sondern manchmal einfach nicht zu vermeiden. Nicht zu drücken, bedeutet aber sicher den Tod des Betreffenden.

Ich kann jedem nur empfehlen, immer wieder einen Kursus zur Herz-Lungen-Wiederbelebung zu absolvieren. Man kann einfach nicht ausschließen, dass man in die Situation kommt, eine Wiederbelebung anzuwenden.