Mögliche Krebsentwicklung unter ACE-Hemmern und Hydrochlorothiazid (HCT)

Thema des Monats Juni 2019

Jüngst wurde diskutiert, ob ACE-Hemmer zu einer Zunahme von bestimmten Krebserkrankungen führen können. Grundlage für die Diskussion sind Beobachtungsstudien beziehungsweise Registerdaten.

Eine Risikobewertung durch die europäische Arzneimittelagentur EMA führte am 17. Oktober 2018 zu einem Rote-Hand-Brief bezüglich aller HCT-haltigen Präparate. Darin wird gefordert, dass alle mit HCT behandelten Patienten über ein Hautkrebsrisiko aufgeklärt werden müssen, auf die Notwendigkeit von Sonnenschutzmaßnahmen hingewiesen werden müssen, ihnen regelmäßige hautärztliche Kontrolluntersuchung empfohlen werden müssen. Ein Absetzen beziehungsweise Umsetzen der Therapie mit HCT wird allerdings nur Patienten mit gesicherter Hautkrebserkrankung empfohlen.

Als Mechanismus für das Entstehen der Nicht-Melanom Hautkrebserkrankungen (Basaliom und Spinaliom) wird der photosensibilisierende Effekt von HCT diskutiert.

In einem Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 22. Februar 2019 fassen die Autoren die vorliegenden Daten wie folgt zusammen: die Assoziation zwischen HCT-Exposition und Hautkrebs ist aktuell schwer zu bewerten. Sollte ein kausaler Effekt bestehen, wäre dieser jedoch nur gering. Bei unzureichender Blutdrucksenkung unter HCT kann ein Wechsel von HCT zu Chlortalidon oder Indapamid erwogen werden.

Registerdaten eignen sich nicht zum Beweis einer kausalen Beziehung. Dies gelingt letztlich nur durch randomisierte, kontrollierte Studien. Diese existieren für beide Substanzklassen jedoch nicht hinsichtlich der Fragestellung Auslösung von Hautkrebserkrankungen. Nach Meinung der Autoren überwiegt der Nutzen einer Therapie mit ACE-Hemmer und Thiazid-Diuretika das allenfalls geringe Krebsrisiko deutlich. Deshalb sollte die Blutdruckbehandlung mit diesen Medikamenten fortgeführt werden. Insgesamt sollte in Betracht gezogen werden, dass Blutdruck-Medikamente (insbesondere ACE-Hemmer und Thiaziddiuretika) in zahlreichen Placebo-kontrollierten Studien und Metaanalysen nicht nur kardiovaskuläre Ereignisse, sondern auch die Gesamtmortalität signifikant gesenkt haben.