Asthma

Thema des Monats November 2010

Die eingeatmete Luft gelangt über die Luftröhre und die beiden Hauptbronchien in immer kleinere Bronchien. Zuletzt gelangt sie in die winzigen Lungenbläschen (Alveolen, davon gibt es ca. 300 Millionen. Wenn man sie ausfalten würde, ergebe sich eine Fläche von 80 bis 120 Quadratmeter, das entspricht z.B. der Fläche eines Tennisplatzes). Die Bläschen sind netzartig von kleinen Blutgefäßen umhüllt, so dass hier der Gasaustausch stattfinden kann (Sauerstoff wird ins Blut abgegeben, Kohlendioxid in die Bronchien aufgenommen, das dann ausgeatmet wird).

Asthma ist eine chronische (also dauerhafte) Entzündung der Bronchien. Dabei reagieren die Atemwege auf normalerweise harmlose Auslöser (z.B. Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, kalte Luft, Nebel, körperliche oder seelische Anstrengung, Haarsprays, Parfum, Lacke, Tabakrauch, Mehlstaub, Medikamente wie Aspirin und Betablocker, Infekte u.a.m.) mit einer unangemessen starken Entzündungsreaktion. Dadurch schwillt die Schleimhaut der Bronchien an, es bildet sich mehr zäher Schleim. Ausgestoßene Botenstoffe sorgen außerdem für eine Verkrampfung der Bronchialmuskulatur. Durch diese Mechanismen verengen sich die Atemweg so, dass sie nicht mehr genügend Sauerstoff transportieren können. Die Folge ist Atemnot.

Die genaue Ursache ist immer noch unklar. Es fällt aber auf, dass es Familien gibt, in denen die Erkrankung häufiger vorkommt, meist auch in Verbindung mit Heuschnupfen oder Neurodermitis. Wahrscheinlich wird also die Bereitschaft, diese Erkrankung zu bekommen, vererbt. Ob aus der Veranlagung ein Asthma entsteht, wird durch verschiedene Einflüsse mitbestimmt (v.a. Umwelt und Rauchen).
Bis zu 10 % aller Kinder und Jugendlichen leiden unter Asthma, bei den Erwachsenen sind es 4 – 5 % (bezogen auf Deutschland).

Anfallsartig auftretende Atemnot und nächtlicher Husten sind typische Symptome des Asthmas. Weitere Beschwerden können sein: Engegefühl in der Brust, trockener Husten, Pfeifgeräusche beim Ausatmen. Typischerweise gibt es beschwerdefreie Phasen und Intervalle mit Symptomen. Auch wenn man im beschwerdefreien Intervall keine Krankheitszeichen hat, besteht die Erkrankung weiter und man muss auch weiter Medikamente nehmen. Es ist leider so, dass mit jeder Episode leichter Beschwerden, der Asthmaschweregrad zunehmen kann.

Eine Lungenfunktionsprüfung (kurz Lufu genannt) gibt Aufschluss über Verengungen der Atemwege. U.a. sind 2 Werte wichtig: Die Vitalkapazität (die Luftmenge, die Sie maximal ein- und ausatmen können) und die 1-Sekunden-Kapazität (die Luftmenge, die Sie nach einer maximalen Einatmung in einer Sekunde maximal wieder ausatmen können).
Mit einem Allergietest kann man Auslöser identifizieren, mit der Chance einer Desensibilisierung.

Die moderne Asthmatherapie ruht auf 4 Säulen:

  1. Vermeiden von Auslösern und Atemnotverstärkern (Urlaub in der Hauptblütezeit, pollendichte Luftfilter im Auto, Abdichtung der Fenster mit pollendichter Gaze, Aufbewahrung der pollenbelasteten Kleidung außerhalb des Schlafzimmers, Haare waschen vor dem zu Bett gehen, um die Pollen aus den Haaren zu spülen, Rauchen vermeiden.)
  2. Medikamentöse Therapie (die meisten Medikamente werden inhaliert, so dass der Wirkstoff direkt an den Zielort gelangt, dadurch benötigt man niedrigere Dosen und belastet nicht den gesamten Organismus)
  3. Nicht-medikamentöse Therapie (die Leistungsfähigkeit ist mit einem Ausdauertraining durch eine Stärkung der Muskulatur und eine Verbesserung der Atemtechnik steigerbar und die körpereigene Abwehr verbessert sich. Viele Hochleistungssportler sind Asthmatiker. Wenn man schlecht Luft bekommt, sollte man mit der „Lippenbremse“ atmen. Dabei atmet man mit den locker aufeinander liegenden Lippen gegen diesen Widerstand aus. Dadurch wird ein Zusammenfallen der Atemweg bei der Ausatmung verhindert. Daneben gibt es noch den Kutschersitz, die Torwartstellung und das Aufstützen auf einer Stuhllehne im Stehen. Dadurch wird die Atemhilfsmuskulatur entlastet und das Atmen geht leichter.)
  4. Selbstkontrolle der Erkrankung (mit einem einfachen Messgerät, dem Peak-flow-Meter, kann die Weite der Atemwege bestimmt werden. Mit Hilfe des Ampelschemas kann gezielt auf Veränderungen der Peak-flow-Werte reagiert werden: Rot = Peak-flow unter 50 % des persönlichen Bestwertes bedeutet Arzt aufsuchen oder je nach Intensität den Notarzt rufen, Gelb = Peak-flow 50 – 80 % des persönlichen Bestwertes bedeutet zusätzliche Medikamenteneinnahme wie zuvor mit dem Arzt abgesprochen, Grün = Peak-flow 80 – 100 % des persönlichen Bestwertes bedeutet Therapie wie abgesprochen fortsetzen. Am Besten schreibt man sich die Werte in einem Tagebuch auf.)

Man unterscheidet zwei Therapieprinzipien der Medikamente.

Controller (= entzündungshemmende Medikamente wie Budesonid, Beclometason, Fluticason) und Reliever (= bronchialerweiternde Medikamente wie z.B. Salbutamol und Fenoterol als kurz aber schnell wirksame Betamimetika bzw. Formoterol und Salmeterol als Betamimetika, deren Wirkung etwas später einsetzt, aber deren Wirkung länger anhält).

Da es sich beim Asthma um einen Entzündungsprozess handelt, geht ohne Cortison in aller Regel nichts. Durch die niedrige Dosierung, die lokal verabreicht wird, bleiben die typischen Nebenwirkungen von Cortison normalerweise aus. Nebenwirkungen sind allenfalls ein Pilz im Mundraum bzw. eine raue, heisere Stimme (was man mit Mund ausspülen nach der Inhalation in aller Regel aber vermeiden kann).

Unter Betamimetika versteht man die bronchialerweiternden Inhalativa. Für Notfälle gibt es welche, deren Wirkung sehr schnell einsetzt. Zur Dauertherapie gibt es welche mit langer Wirkung. Formoterol steht in der Mitte, da es relativ schnell und dennoch lange wirksam ist. Daneben gibt es noch Anticholinergika, die aber nicht ganz so stark bronchialerweiternd wirken wie die Betamimetika.

Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, Kombinationspräparate einzusetzen (also z.B. Budesonid und Formoterol oder Fluticason und Salmeterol). Dadurch „spart“ man sich einen Inhalationsapparat.

Zur Inhalation gibt es verschiedene Inhalationssysteme.

Dosieraerosole: Hier ist die Koordination zwischen Auslösen des Sprühstoßes und Einatmen besonders wichtig. Das Medikament kommt in einer „Wolke“ in Ihre Lunge. Heute sind nur noch FCKW-freie Treibgase auf dem Markt.

Pulverinhalatoren: Diese Geräte werden durch den Atemzug ausgelöst. Dadurch entfällt die koordinative Leistung. Allerdings muss das Pulver aus dem Gerät gesaugt werden, was die Fähigkeit zu einem relativ hohen Atemfluss erfordert.

In der Zusammenarbeit mit Ihrem Hausarzt werden Sie das für Sie passende Inhalationssystem finden. Die richtige Inhalationstechnik ist dabei entscheidend.

Weitere Informationen erhalten Sie beim Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. (www.daab.de) oder bei der Deutschen Atemwegsliga e.V. (www.atemwegsliga.de).