Nierensteine (Nephrolithiasis)

Thema des Monats Juni 2014

Nierensteine sind Ablagerungen, die sich aus Bestandteilen des Urins bilden. Am häufigsten sind es Kalziumsalze, aber auch Ablagerungen aus Harnsäure, Magnesium-Ammonium-Phosphat oder Zystin. Sie entstehen in den Kanälchen der Nieren, in den Nierenbecken und den ableitenden Harnwegen und verursachen häufig Schmerzen in den Flanken.

Das Auftreten von Nierensteinen ist nicht selten. Ca. 15 % der Männer und 5 bis 10 % der Frauen haben Nierensteine.

Nierensteine entstehen, wenn bestimmte Substanzen im Urin in zu hoher Konzentration vorhanden sind und dann zu kleinen Kristallen ausfallen. Diese wachsen im Laufe der Zeit immer weiter an, in Extremfällen können solche Nierensteine das ganze Nierenbecken ausfüllen. Solange sie sich in den Nieren befinden ohne die harnableitenden Wege zu verschließen, verursachen sie keine Beschwerden. Sehr schmerzhaft wird es, wenn sie sich lösen und in den Harnleiter gelangen. Heißes Wetter und damit einhergehendes intensives Schwitzen begünstigen die Entstehung von Nierensteinen: Der Verlust an Körperflüssigkeit führt zu einer erhöhten Kalziumkonzentration im Urin. Diese Kalziumsalze können sich in Form von Steinen ablagern. Weitere begünstigende Faktoren sind: Ernährung, die dem Körper Wasser entzieht und so den Harn mit Salzen übersättigt (z.B. Spargel und Rhabarber), Harnstauung durch Narben, Verengungen oder Fehlbildungen in den Nieren oder ableitenden Harnwegen, wiederholte Harnwegsinfektionen, zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, Gewichtsabnahme.

Nierensteine schmerzen nur dann, wenn sie in den Harnleiter gelangen. Genau genommen spricht man dann von Harnleitersteinen. Das ist vor allem bei recht kleinen Steinen möglich, da große Steine schlecht in die Harnleiter abrutschen können. Da die Steine teilweise sehr langsam abgehen, können die Harnleiter irritiert werden, sich entzünden und sehr starke Schmerzen auslösen. Man spricht dann von einem akuten Steinabgang oder einer Nierenkolik. Abhängig vom Sitz des Steins kommt es zu stechenden, krampfartigen und wellenförmigen Schmerzen im Rücken oder im seitlichen Unterbauch. Bei tief sitzenden Harnleitersteinen reicht die Schmerzausstrahlung bis in den Genitalbereich. Zeitgleich können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Reflektorisch kann es zu einem Stuhl- und Windverhalt (reflektorischer Darmverschluss) kommen. Sehr häufig ist im Urin Blut sichtbar, da die abgehenden Steinchen die Schleimhaut der Harnwege verletzen. Kleine Steinchen fließen mit dem Harn ab und verursachen höchstens einen kleinen stechenden Schmerz beim Wasserlassen. Nierenkoliken, die von Nierensteinen mit einer Größe von etwa einem halben Zentimeter hervorgerufen werden, enden meist nach einigen Stunden. In schweren Fällen, wenn sich ein Stein festgesetzt hat, kann der Abgang mehrere Tage dauern.

Chronische Nierensteine können sich durch dumpfem Druck in der Nierengegend bemerkbar machen. Sie können zusätzlich bakterielle Infektionen verursachen, die häufig zu Komplikationen führen: Mögliche Folgeerkrankungen sind Harnwegsinfektionen, eine Urosepsis, bei dem Bakterien aus den Harnwegen in den Blutkreislauf übertreten, oder Schrumpfnieren, die mit einer Zerstörung von Nierengewebe einhergehen.

Je nachdem, wo der Stein sitzt, kommen verschiedene Methoden zur Anwendung, um den Stein zu identifizieren: Ultraschall-Untersuchung des Urogenitaltraktes, Röntgendiagnostik von Niere und ableitenden Harnwegen mit und ohne Röntgen-Kontrastmittel, Urinuntersuchung. Wenn Sie Nierensteine haben, dann ist es manchmal hilfreich, ein Sieb beim Urinieren zu benutzen: Beim Wasserlassen können Sie dann Steine oder Teile davon im Sieb auffangen. Eine Untersuchung der Ablagerungen kann Aufschluss über die genaue Ursache geben. Dadurch kann eine gezielte Behandlung erfolgen.

Die Therapie hängt unter anderem von Art und Größe des Nierensteins ab. Bei einer Nierenkolik wird versucht, durch viel Flüssigkeit, krampflösende und schmerzstillende Medikamente, den Stein auszuschwemmen. Ist ein spontaner Steinabgang nicht möglich oder liegt eine Nierenschädigung vor, können folgende Therapien durchgeführt werden: Harnsäuresteine kann der Arzt unter Umständen medikamentös auflösen. Man nennt dieses Verfahren Litholyse. Außerdem kann man versuchen, den Stein zu zertrümmern (Extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie (ESWL). Ein weiteres Verfahren ist die Perkutane Nephrolitholapaxie: Mit Hilfe einer Nadel wird ein dünner Kanal von außen zur Niere gebohrt.

Über den Kanal wird dann ein optisches Instrument eingeführt, mit dem unter Sicht Nierensteine zertrümmert und entfernt werden können. Die Operationsmethode bei Harnleitersteinen ist die Ureterorenoskopische Steinentfernung: Hierbei wird ein starres oder flexibles dünnes Rohr mit einem optischen Instrument unter Sicht über die Harnröhre in die Blase und weiter in den Harnleiter eingeführt. Über einen Arbeitskanal des optischen Instruments können unterschiedliche Geräte zur Zertrümmerung und Entfernung der Harnleitersteine eingeführt werden. Dabei kann es sich um Ultraschall-, Laser- oder spezielle Sonden oder Zangen handeln. Schlingenextraktion: Die Schlingenextraktion wird heute wegen der hohen Verletzungsgefahr nur noch in Ausnahmefällen durchgeführt. Der Arzt versucht dabei mit Hilfe einer Schlinge, die über die Harnröhre eingeführt wird, den Stein herauszuziehen. Allerdings wird diese Methode nur angewandt, wenn sich der Stein im unteren Drittel des Harnleiters befindet. Nur selten muss der Stein durch eine offene Operation entfernt werden.

Um Nierensteine zu verhindern, sollte man folgendes berücksichtigen: trinken Sie viel, vor allem bei warmer Witterung. Achten Sie auf eine eiweiß-, salz- und fettarme Ernährung. Essen Sie Gemüse und Früchte, da diese Substanzen enthalten, die eine Steinbildung hemmen.

Nierensteine können immer wieder auftreten. Durch eine gute Steinprophylaxe wird die Wahrscheinlichkeit erneuter Nierenkoliken jedoch deutlich vermindert.