Engstellen der Halsgefäße ohne Symptome

Thema des Monats September 2017

Seit 40 Jahren ist es durch die Einführung des Ultraschalls der hirnversorgenden Gefäße möglich, Personen mit asymptomatischen Stenosen (also Engstellen, die nicht zu einer Durchblutungsstörung im Gehirn geführt haben) der Arteria carotis interna zu identifizieren. Das Schlaganfallrisiko in dieser Population ist extrem gering und liegt bei etwa 1 – 2 % / Jahr.

Außerdem ist bekannt, dass das kardiovaskuläre Erkrankungs- und Todesrisiko in dieser Patientenpopulation 5 – 10 % / Jahr beträgt. Die gemeinsame Leitlinie der Gefäßchirurgen, Angiologen, Neurologen und interventionellen Neuroradiologen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der intrakraniellen Carotis-Stenose empfiehlt: „Die Carotisendarteriektomie [also die Operation der Halsschlagader] soll bei Patienten mit einer 60 – 99 %igen asymptomatischen Karotisstenose erwogen werden, da das Schlaganfallrisiko bei diesen Individuen gering, aber statistisch signifikant reduziert wird.”

In den darauffolgenden Jahren wurden Studien zum Stenting (also Aufweitung des Gefäßes mit einem Ballonkatheter und anschließender Stabilisierung mit einer „Gefäßstütze“) von asymptomatischen Carotisstenosen aufgelegt. Die Studien zeigten ein gleiches Langzeitresultat nach Carotisoperation oder Carotisstenting.

Diese Studien übersehen allerdings, dass eine optimale medikamentöse Therapie mit Behandlung einer arteriellen Hypertonie, dem Einsatz von Statinen (Cholesterinsenkern) sowie der aggressiven Behandlung anderer Risikofaktoren wie des Nikotinkonsums einer interventionellen Therapie zumindest nicht unterlegen ist. Daher muss im Vordergrund der therapeutischen Bemühungen stehen, das Risiko für das akute Koronarsyndrom und die Herzinsuffizienz zu reduzieren.

Diese Tatsache führte unter anderem auch dazu, dass in Dänemark Operationen oder Stentimplantationen bei asymptomatischer Karotisstenose vom Gesundheitssystem nicht erstattet werden.

(Prof. Dr. med. H.-C. Diener, Universitätsklinikum Essen, in „Der Internist“ 10/2016)